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via integralis an der Autobahn

Kontemplation in einem besonderen Umfeld

Die Autobahnkirche an der Raststätte Baden-Baden ist ein besonderes Bauwerk. Eigens als Autobahnkirche gebaut, weist die Zeltform – es ist keine Pyramide – darauf hin, dass diejenigen, die in diese Kirche kommen, auch nur vorübergehend hier sein werden. Seit nunmehr 44 Jahren sind Menschen auf Reisen, aus der Umgebung und aus den umliegenden Kirchengemeinden an diesem Ort, um ihren Alltag zu unterbrechen und sich auf eine andere Geisteswelt einzulassen. Die Kirche ist geprägt durch Betonskulpturen von Emil Wachter (1921–2012) zu den Themen Noah, Abraham, Mose, Elia, Johannes und dem zweiten Testament. Fenster zum Leben Jesu und zur Apokalypse bilden den Rahmen, in dem Ruhe und Stille erlebt werden können.

Seit sieben Jahren trifft sich eine Gruppe von Interessierten regelmässig jeden Dienstag von 20:00 bis 21:45 Uhr zur Kontemplation. Inmitten von erleuchteten Glasfenstern mit einer eigenen Bildersprache in der Oberkirche oder umgeben von Betonreliefs in der Krypta ist Kontemplation eine besondere Herausforderung. Zunächst waren Bedenken da, dass dieses Raumkonzept zu sehr ablenken würde, aber das Gegenteil war der Fall. Die Bilderwelt der Autobahnkirche hilft zur Zentrierung und ermöglicht es, wirklich in die Ruhe und Stille zu kommen. Mittlerweile fühlen wir uns eher privilegiert, dass wir in diesen Räumen meditieren können. Es macht keinen Unterschied, ob wir in der Weite der Oberkirche sitzen oder im eher intimen Raum in der Krypta. Wahrscheinlich ist es das Archaische der Kunst, das uns hilft, den Alltag zu unterbrechen. 

Es ist eine Gruppe von zehn bis zwölf Personen, die regelmässig an den Treffen teilnehmen. Dazu kommen immer wieder Gäste von aussen, die entweder zufällig hereinschneien, weil sie gerade eine Rast an der Autobahn machen und für eine halbe Stunde oder bis zum Ende der gemeinsamen Stille ihre Reise unterbrechen, oder die sich auf das Experiment «Kontemplation» einlassen wollen. Wenn Kontemplation unter der Überschrift «Zen» veröffentlicht wird, ist die Neugier sehr gross. Einige sind auf diese Weise auch in die regelmässige Kontemplation gekommen. 

Mit zwei Lehrenden (Ursula Kraft und Norbert Kasper) ist es möglich, dass Kontemplation durchgängig angeboten werden kann. Mittlerweile ist die Gruppe so selbständig, dass einzelne Abende ohne Lehrende stattfinden können. 
Das Angebot ist auf Mystik allgemein ausgerichtet. Christliche Kontemplation steht im Zentrum, aber auch andere Zugänge und Traditionen werden thematisiert.

Niederschwelligkeit ist ein ganz besonderes Kennzeichen unserer Gruppe. Wir möchten einladen zur Kontemplation und Lust darauf machen. Deshalb achten wir darauf, besonders wenn Neuinteressierte da sind, die Einheiten nicht zu lange zu machen (15–20 Minuten) und lieber eine zweite Gehmeditation durchführen. Was die Themen angeht, sprechen wir ein ziemlich breites Spektrum an. Meister Eckhart, Johannes Tauler, mittelalterliche Frauenmystik, Teresa von Avila, Mystiker des 20. Jahrhunderts, Texte aus der Zen-Tradition oder aus der islamischen und buddhistischen Mystik finden immer wieder ihren Platz. Ein wichtiges Ritual ist das 10-minütige Gong-Ritual, das sich an das Angelus-Läuten um acht Uhr anschliesst und die Kontemplation eröffnet. Der Gong hilft uns sehr, den Alltag draussen zu lassen und in die Stille zu gehen. Mit dem Gebet der Ausrichtung und einem gemeinsamen Sitzen wird ein Abend in Stille begonnen. Wir bemühen uns auch um eine einfache Sprache, die nicht theologisch überfrachtet ist, um den Zugang zur Kontemplation zu ermöglichen. 

Am Ende einer Kontemplation verlässt man die nicht ganz dunkle Kirche, deren Fenster beleuchtet sind, mit einem Gefühl von Zentriertheit und Wachheit. Das ist deshalb wichtig, weil keiner zu Fuss zur Autobahnkirche kommen kann und mit dem Auto anfährt. Auch das ist eine Besonderheit unserer Gruppe, aber in der Autobahnkirche nichts Besonderes! 

Sich nach einer Kontemplation noch einmal auf die Bilderwelt der Fenster oder Reliefs an den Aussentürmen einzulassen, verhilft zu einer ganz neuen Sichtweise auf Darstellungen, deren Sinn sich nicht auf den ersten Blick erschliesst. 

Ich verweise auf die Homepage der Autobahnkirche (https://www.autobahnkirche-baden-baden.info/). Dort finden sich die Informationen zur Kontemplation. Mit dem Link https://www.autobahnkirche-baden-baden.info/rundgang-2/ kann man sich einen Eindruck verschaffen, wie die Kirche und das Gelände zum Innehalten einladen. In den Betrachtungen zu einzelnen Motiven kann man vielleicht auch die via integralis atmen hören. Wir laden zum Innehalten und zum Ausruhen in der Autobahnkirche ein, sie ist von täglich 8:00 bis 20:00 Uhr geöffnet. Wenn eine Führung gewünscht wird, dann bitte bei mir melden. 

Hinterlasse doch einen kleinen Gruss, wenn Du da warst!

In Verbundenheit!

Norbert Kasper


Autobahnkirche Baden-Baden
Am Rasthof 1
76532 Baden-Baden
Telefon 07221 9968749
norbert.kasper@kath-baden.de

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