Ein Versuch, Worte zu finden
von Silvia Spycher, Kontemplationslehrerin via integralis
Der Weg nach innen braucht Mut. Mut, mich mir selbst zu stellen. Mut, mich ganz zu überlassen. Zum Glück spüren wir in uns diese Sehnsucht, dieses Gezogensein, diesen Ruf, uns dem Unsagbaren auszusetzen.
Dieses Ziehen hat mich ursprünglich in die Kontemplation geführt und hält mich dabei. Sie öffnet mein Herz immer mehr für meine Verbundenheit mit dem All-Einen.
Wenn da der Mut ist, mich mit Haut und Haar auf diese Verbundenheit einzulassen, geschieht Ganzwerden, tiefe Heilung. Manchmal wundere ich mich selbst über meinen Mut, den ich zwar üben kann, der aber letztlich Geschenk ist – wie die Heilung selbst. Es fehlen mir die Worte für das, was da geschieht. Und meine Dankbarkeit – ich kann sie mit meinem Leben nie angemessen zum Ausdruck bringen.
Niederknien reicht nicht
In Dir ruhen,
ohne meine Umtriebigkeit,
ohne meine Ängste,
ohne mein Getriebensein,
geht nicht.
Das bin nicht mehr ich.
In Dir ruhen,
in meiner Umtriebigkeit,
in meinen Ängsten,
in meinem Getriebensein,
geht zuweilen:
Zutiefst mich sein,
vor Dir,
in Dir.
Mich durch Dich
UnsagbareN
erfüllen,
verändern lassen.
Neu werden,
ganz werden,
aus Dir.
Ich staune:
Ich fürchte mich nicht,
lasse mich Dir –
und alles ist gut.
Für dieses Wunder
fehlen mir Worte.
Auch Niederknien
reicht nicht.
2015, SS