In diesem Jahr wurde von Bernhard Stappel die «Studiengruppe NADA» ins Leben gerufen. Zweck dieser Gruppe ist es, Quellentexte aus dem zweitausend Jahre alten Schatz christlicher Mystik zu ergründen und für die via integralis sowie im Besonderen für den «Vertiefungsweg des NADA» nutzbar zu machen.
Bernhard Stappel ist Pionier der via integralis. Im Jahre 2007 übernahm er zusammen mit Hildegard Schmittfull die Geschäftsleitung der via integralis und wurde mit ihr fünf Jahre später zum spirituellen Leiter ernannt. Aus seinem breitgefächerten theologischen Fundus und der Reifung seines jahrzehntelangen spirituellen Weges als Schüler von Niklaus Brantschen, gepaart mit grossem Engagement und Kreativität, stammen zahllose Anleitungen, Texte und Rezitationen für die Praxis der Kontemplationsschule.
Gelockt von einem unwiderstehlichen Ruf setzt er sich seit Jahren für den «Vertiefungsweg des NADA» in der via integralis ein; dies in Ergänzung zum «Begleitweg mit Schlüsselworten» (vgl. im hiesigen Newsletter den Beitrag über das Buch von Hildegard Schmittfull). So erstaunt es nicht, dass er mit der Studiengruppe NADA einen weiteren besonderen Stein in das Mosaik des Vereins setzt. Die Vertiefung in die reichhaltige christliche Mystik war ihm schon immer ein Herzensanliegen.
In diesem Jahr nun lassen sich elf Teilnehmende auf das Buch «Wolke des Nichtwissens» ein, das ca. 1390 von einem unbekannten englischen Mönch verfasst wurde. Die «Wolke» ist bis heute ein Grundlagentext christlicher Kontemplation; von ihm liessen sich seither zahlreiche christliche Mystikerinnen und Mystiker inspirieren.
Für die Treffen, es finden drei pro Jahr statt, werden von Teilnehmenden einzelne Kapitel der «Wolke» oder aus der Begleitliteratur ausgewählt und vorbereitet. Es wechseln sich Zeiten der Kontemplation mit «Dialogen aus der Stille» ab. Das heisst, auf eine einstündige Kontemplation folgt ein kurzer Impuls zu einem Kapitel und dann ein Austausch von Resonanzen. Jeder geäusserten Resonanz der Teilnehmenden wird hörend Raum gegeben, ohne sie zu diskutieren.
Durch diese besondere Art des Dialogs ist es möglich, die Texte ganzheitlich zu erfassen, mit «Herz und Verstand». Die Stille und das Hören geben den Dialogen Tiefe. Es entsteht ein gemeinsamer Bewusstseinsraum zwischen den Teilnehmenden, in dem die “Wolke”, das gesprochene Wort, das gemeinsame Sitzen sowie die Lebenswirklichkeit der Teilnehmenden zusammenfliessen.
Die Studiengruppe ist für Menschen gedacht, die in der via integralis den spirituellen Vertiefungsweg des NADA gewählt haben. Die Mitglieder verpflichten sich zur Teilnahme an den drei Jahrestreffen, zum Selbststudium und zu einem eigenen inhaltlichen Beitrag. Die Gruppe ist grundsätzlich offen, sollte aber für die Dauer der Bearbeitung eines Buches oder Textes in der jeweiligen Zusammensetzung beisammen bleiben.
Fazit eines Teilnehmers nach dem letzten Treffen: Ich habe nichts «Neues» verstanden oder weiss jetzt «mehr». Aber ich sehe «tiefer» und verstehe «anders».
Francesco Pedrazzini