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Im Gedenken an Pia Gyger (1940 – 2014)

1.   Rohatsu-Sesshin 2012

Meine erste persönliche und nachhaltige Begegnung mit Pia geschah während des Rohatsu-Sesshins 2012 im Lassalle-Haus. Ich ging nach einer Einführung und einem ersten Sesshin erst seit Kurzem auf dem Zen-Weg …
Viermal suchte ich die Meisterin im Dokusan auf. Sie sass mitten im Gesprächsraum des Grünen Kreises, in meiner Erinnerung, mit einer Art Poncho bekleidet …

Vieles kam mir rätselhaft vor, vielleicht prägte auch schon ihre Krankheit das Verhalten mir gegenüber. Und immer wieder liess sie, wie ein Hammer, die beiden Worte auf mich herunterfallen: Kein Druck! — Ich nannte sie: meine kleine Sphinx, wie sie da so allein, fast etwas verloren, mitten im Raum auf dem Boden sass.

Ich war sehr aufgeregt über meine eigene Erkenntnis, dass sich Zen und der christliche Weg nicht ausschließen! Und ich fand zu meiner Verblüffung und meinem Jubel das graue Buch: `Via Integralis, wo Zen und christliche Mystik sich begegnen` in der Buchauslage des Lassalle Hauses vor. Es wirkte wie eine Bestätigung auf mich. Und, all meinen Mut zusammennehmend, fragte ich Pia, ob ich mich wohl für die Ausbildung zur via integralis Kontemplationslehrerin anmelden könnte …. Ihre Antwort — mir kam sie trocken vor: selbstverständlich, aber da müsse ich mich nicht mehr an sie, sondern an `den Fernblick` wenden. Meine Bedenken und Ängste bezüglich der Entscheidung, mich für den Kurs anzumelden, hatte sie mit einer verbalen Handbewegung weggewischt: `Do wird mer nid gfrässe und frisst nümme — die zyt isch verbi! ` Und so folgte, nach meiner Anfrage im Fernblick, prompt die Einladung nach Basel von Hildegard Schmittfull für den 24. Dezember 2012 um 12.00 Uhr. Ich dachte, man hat ja am Weihnachtstag auch nichts anderes zu tun als von Solothurn nach Basel zu einem Bewerbungsgespräch zu fahren …

2.     Maria — zärtliche Mutter aller unerlösten Schöpfung
Da ich selbst auf den Namen Maria getauft bin und mich Maria als Leitbild für die Entfaltung der Erde zu interessieren begann, gab ich unserer musikalischen Lesung zum Muttertag von 2022 folgenden Titel: MARIA und Luzifer, basierend auf dem Buch `Maria, Tochter der Erde und Königin des Alls` von Pia Gyger.

Die diesjährige Lesung folgte in ihrem Aufbau der Gliederung des Buchs. Hier ein zusammenfassender Einblick in das 3. Kapitel: Maria — zärtliche Mutter aller unerlösten Schöpfung.

In einem Traum erfuhr Pia Gyger, schon als nicht mehr ganz junge Frau, die Abänderung eines Kindergebets. Sie kannte dieses als: …`du aber Fürst der himmlischen Heerscharen (Christus) wollest den Satan und alle anderen bösen Geister, die zum Verderben der Menschen in der Welt umhergehen … in die Hölle hinabstoßen. Sie träumte dazu: … du wollest den Satan … mit Gottes Kraft umwandeln und zur Anbetung führen! `
Gott schuf eine `Werde-Welt`. Er beschloss, sich in seiner Schöpfung zu verbergen, er entschied sich zu seiner Selbst-Entäußerung. Ein Abstieg!  Mensch werden!  Der kosmische Christus inkarniert sich in seiner
Schöpfung. Und lässt Freiheit zu, ja, diese scheint ihm wichtig zu sein: ICH gab Luzifer die Freiheit zum `Ich will nicht dienen`. Der `Aufstieg` bedeutet, diese Werde-Welt entwickelt sich zu immer komplexeren, mit höherem Bewusstsein versehenen Gestalten. Maria steht dabei für den Menschen, an dem diese Vergöttlichung zuerst stattgefunden hat. Nur sie kann die `alte Schlange`(Satan) erlösen. Und wir können da mithelfen! Maria `verlockt` Luzifer, Christus, den Menschensohn als Kyrios aller Schöpfung anzubeten. —
Dies entspricht einer großen Sehnsucht in uns: nach der Umwandlung des diabolischen Nein in das marianische JA; nach der Bereitschaft des ehemaligen Lichtengels Luzifer, Gott in Menschengestalt zu dienen; nach der Verwandlung des Widersachers mit dem `Ich will nicht dienen` zum `Dein Wille geschehe`.
Die Sehnsucht, dass das Abgetrennte wieder heimfindet ins Göttliche, Eine.

Es könnte sein, dass die `lockende Liebe` des Weiblichen erfolgreicher das Dunkle und Böse bekehrt als Drohungen und Waffen, und dass jene Männer und Frauen, die sich dieser Verlockung öffnen, eine unersetzliche Arbeit leisten. Maria lebt als erster Mensch die `Vergöttlichung` des Menschen vor: Maria als Mit-Erlöserin … als Helferin beim Neu-Ausrichten der Schöpfung. Gott kann das Prinzip der Hölle … selbst nicht auflösen. Dies kann nur durch die mütterliche Barmherzigkeit geschehen.

Zum Vormerken Gedenkanlass für Pia Gyger: Am 14. Juli 2024 sind es zehn Jahre, dass Pia Gyger, die Wegbereiterin und Mitbegründerin unserer Kontemplationsschule via integralis, von uns gegangen ist. Gerne denken wir an diesem Tag an sie, in einer Feier mit Gottesdienst und erinnernden Worten, mit Musik und Stille, mit Texten und einem offenen Ritual.

Ort: Pfarreisaal l`Esprit der Heiliggeistkirche in Basel, Thiersteinallee 51
Zeit: 14.00 Uhr bis ca. 17.00 Uhr, mit Kaffeepause und Apéro im Anschluss

Hier finden Sie die Anmeldung Gedenktag Pia Gyger (bis 30.06.2024)

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