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«Handelnd in der Welt – verbunden im Innern»

Erfahrungsbericht von der via integralis Lehrendenfortbildung 2022

Das Wochenende vom 2. bis 4. September 2022 verbrachte ich im Haus Maria Lindenberg im Schwarzwald mit wunderschönem Blick auf den Feldberg. Rund 25 Kontemplationslehrerinnen und -lehrer trafen sich zum jährlichen Fortbildungswochenende. 

Das Programm war sehr vielfältig mit zwei Wir-Runden, dem Fortbildungstag und der Buchvernissage am Samstag und dem feierlichen Ernennungsgottesdienst am Sonntagmorgen. Zwischendurch nahmen wir uns immer wieder die Zeit zur Kontemplation, um in der Stille im Innern mit uns und dem Kosmos verbunden zu sein. 

Obwohl die Tage reich gefüllt waren, blieb in den Pausen, an den Abenden und während den Essen genügend Zeit für den freundschaftlichen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, die ich zum Teil schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Auf diese Gespräche hatte ich mich schon bei der Anmeldung gefreut.

Der Fortbildungssamstag wurde von Jorge Koho Mello, Soto-Zen-Mönch, Therapeut und spiritueller Co-Direktor des Zen-Peacemaker Ordens, geleitet. Das Thema: «Handelnd in der Welt – verbunden im Innern». Ich war sehr beeindruckt von Kohos starker Präsenz, seiner tiefen Spiritualität und grossen Liebe zur Natur und zu allen Geschöpfen. – Er verkörpert, was er lehrt. – Mit grosser Souveränität, Klarheit und mit viel Schalk führte er durch den abwechslungsreichen Tag. Theoretische Inhalte liess er uns mit praktischen Übungen be-greifen. 

Koho lädt mich/uns ein, aus dem grossen Nicht-Wissen heraus – bewusst, offen, wach und achtsam – aktiv zu werden und dem Leben zu dienen. Von innen heraus im Aussen handelnd ohne etwas zu erwarten – sich verschenkend, wie es uns die Sonne, die Natur, die Vögel vormachen. Und dies aus einer dankbaren und zufriedenen Haltung heraus. 

Mit einem Zitat von Thich Nhat Hanh zeigte uns Koho auf, dass auch das Leid/der Schatten untrennbar zum Leben gehören. «Ohne Schlamm kein Lotus.» Ja, ohne Schatten gibt es kein Licht, ohne Leiden kein Glück, ohne rechts kein links. Ohne den übelriechenden Schlamm kann die fein duftende Lotusblume nicht blühen. Ich bin am Üben, meine Schattenseiten (und auch jene der Welt) wahrzunehmen und anzunehmen und darin die untrennbare Zufriedenheit zu finden. Koho hat mich motiviert, wieder einmal darüber nachzudenken, was ich denn brauche, um wirklich zufrieden zu sein, und er rät mir, die Energie konstant hoch zu halten, ob es mir nun gut geht oder weniger gut. 

Am Nachmittag setzten wir uns unter anderem mit Bernie Glassmans «grossem Mahl» auseinander. Der Mitbegründer des Zen-Peacemaker Ordens zeigt in seinem Buch «Anleitung für den Koch» auf, was es alles für das grosse Mahl braucht. Er setzt das Mahl unserem Leben gleich und sagt, dass ein guter, kreativer Koch fähig sei, nur mit jenen Zutaten, die er zur Verfügung hat, ein leckeres Mahl zuzubereiten. Ich fand es spannend, in der Einzelarbeit über meine in meinem Leben vorhandenen «Zutaten» aus Bernie Glassmans fünf Bereichen/Gängen Spiritualität, Lernen, Lebensunterhalt, Beziehungen/Gesellschaft und soziales Handeln nachzudenken und zu überlegen, was für ein leckeres Mahl ich damit zubereiten könnte. Ich habe gemerkt, dass es keinen Sinn macht, über nicht vorhandene «Zutaten» traurig zu sein, sondern dass es wichtig ist, mit dem, was vorhanden ist, das Beste zu machen und damit zufrieden zu sein.

Am Abend feierten wir die Buchvernissage des ersten Grundlagenwerkes über die Schlüsselworte «Ehe Abraham wurde, bin ich» von Hildegard Schmittfull. Seit der Buchidee in den 90er Jahren hatte die bescheiden stolze Autorin immer wieder daran gearbeitet und zeigte sich sehr froh, dass das Buch nun endlich publiziert werden konnte. Für Hildegard ging ein Traum in Erfüllung und sie dankte allen, die in irgendeiner Form, sei es mit einem Buchkapitel oder durch finanzielle Mittel, zum guten Gelingen beigetragen haben. Margrit Wenk hielt eine begeisterte Ansprache und Anita spielte auf ihrer Querflöte eine Improvisation, die zum Titelbild des Buches passte. Ich freue mich auf diese Lektüre.

Im Zentrum des feierlichen Gottesdienstes am Sonntagmorgen stand die Ernennung von Regina Grünholz und Jannah Schraner zu Kontemplationslehrerinnen zweiter Stufe. Margrit Wenk und Hildegard Schmittfull, die für die erkrankte Regula Tanner eingesprungen war, gestalteten zusammen die eindrückliche Feier. Schön, dass ich mit meinem Flötenspiel – einer meiner liebsten «Zutaten» – einen musikalischen Beitrag leisten konnte.

In der Abschlussrunde, in der auch intensiv über die Zukunft des Vereins via integralis diskutiert wurde, dankten die Anwesenden dem Vorstand, der Spirituellen Leitung und allen, die sich für den Verein in einer Arbeitsgruppe einsetzen mit langanhaltendem Klatschen. Ich bin dankbar, dass ich trotz «viel um die Ohren» auf dem Maria Lindenberg war.

Regula Wermelinger, Kontemplationslehrerin via integralis

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