Rückblick auf das vi-Jahrestreffen 15.–17.1.2021 per Zoom
Das diesjährige Jahrestreffen geht zwangsläufig in die Geschichte ein, denn wir haben uns – bedingt natürlich durch die Corona-Situation – komplett im virtuellen Raum getroffen. Komplett? Beinahe. Dazu am Ende mehr.
Die Erwartungen, Befürchtungen und Vorbehalte waren recht unterschiedlich. Da waren manche, denen es wie mir ging: Weil wir arbeitsbedingt im Moment einen Grossteil unseres Tages in Zoom-Meetings sitzen, mussten wir uns einen Anstoss geben, nun zusätzlich freiwillig auch noch das Wochenende vor dem Bildschirm zu verbringen. Da waren andere, die noch nie an einer digitalen Konferenz teilgenommen hatten und sehr gespannt waren, wie das Treffen ablaufen wird. Zwischen diesen beiden Polen das ganze Feld der – je nach Programmpunkt – bis zu 52 teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrern.
Verbunden hat uns alle die Traurigkeit, sich nicht physisch begegnen zu können, genauso wie die Freude darüber, dass die Technik es uns ermöglicht, dass das Jahrestreffen überhaupt stattfinden konnte und wir uns wiedersehen konnten. Nicht zuletzt waren dank der digitalen Durchführung auch einzelne dabei, für die eine Anreise nach Wislikofen zu weit gewesen wäre.
Wunderbar und eine verheissungsvolle Erfahrung, wie sich der virtuelle Raum für uns geöffnet hat und wie wir einander trotz der örtlichen Distanz spüren konnten, eine grosse Verbundenheit und Lebendigkeit spürbar waren – sowohl im Kleingruppenaustausch zu verschiedenen Themen in «Breakout-Rooms» (die Zoom ganz unkompliziert für uns gebildet hat), wie auch während der gemeinsamen Kontemplationseinheiten bei laufender Webcam oder bei Körperübungen im Sitzen und Stehen vor unseren Computern. Ungewohnt, aber gar nicht schlecht!
Berührend war es, einen Blick in die ein oder andere private Meditationsecke werfen zu dürfen und gleichzeitig die Lehrer*innenschaft der vi quasi bei mir zu Hause zu haben! All das in einem wohl überlegten Ablauf sowie mit einem bekömmlichen Mix verschiedener Austausch- und Interaktionsformen und ohne eine einzige technische Panne – eben «fein und locker», wie eine Kollegin zusammenfasste. Hut ab und ein grosses Dankeschön an die Vorbereitungsgruppe für die sorgfältige Planung und Durchführung.
«Was kann und will die via integralis?» Niklaus Brantschen inspirierte uns nicht nur mit seinen Gedanken zu dieser Frage im Interview, welches Regula Tanner und Markus Heil mit ihm führten, sondern kam uns in Grossaufnahme auf unseren Bildschirmen näher als in der grossen Runde eines physischen Treffens. Ähnliches gilt für Regula Tanner und Margrit Wenk während ihres persönlich gehaltenen Tätigkeitsberichts aus dem ersten Jahr der gemeinsamen spirituellen Leitung, sowie für den Bericht von Jürgen Lembke aus dem Vereinsvorstand. Vieles musste anders laufen als noch an der letzten Jahresversammlung gedacht; dass das «beieinander ankommen» im Blick auf spirituelle Leitung und Vereinsvorstand trotzdem gelang, war nicht nur hör-, sondern auch spürbar. Beglückend, unter der Leitung und Begleitung so begabter und beseelter Menschen als Verein unterwegs sein zu dürfen!
Darüber hinaus tat es gut, neben den Herausforderungen in gebündelter Form auch von den verschiedenen Aufbrüchen, Kontemplationsinitiativen und kreativen Ideen zu hören, die das letzte Jahr eben auch hervorgebracht hat und die das Potential haben, das Corona-bedingte «Kreisen um sich selbst» zu durchbrechen und sich immer wieder auf die Welt und die Fragen unserer Zeit auszurichten.
Der Höhepunkt dann am Sonntag morgen für mich die Ernennungsfeier von Markus Heil zum via integralis Kontemplationslehrer der Stufe 2. Zumindest für ihn selbst wurde das digitale Format durchbrochen, hatten sich doch Margrit Wenk und Regula Tanner zu früher Stunde auf den Weg ins Rebberg Zendo nach Wettingen gemacht, um den Gottesdienst auch physisch mit Markus gemeinsam zu feiern. Bei Jürgen, WG-Gspänli von Markus, liefen während der Liturgie die virtuellen Fäden zusammen und die meisten von uns anderen, die nicht analog vor Ort dabei waren, fragten sich wohl zwischendurch, wie viele Kameras und Mikrofone da ganz genau in Wettingen installiert waren, dass wir so wunderbar aus verschiedenen Perspektiven dabei sein konnten. Eigentlich aber war es vor allem eine berührende schlichte Feier, in der Markus uns in seiner Predigt mit persönlichen Einblicken in seinen Weg beschenkte.
Die Würdigung von Jürgen Lembke anlässlich seiner Ernennung als Zen-Lehrer der Glassman-Lassalle Zen-Linie im November fügte sich stimmig ein und löste in mir die Frage aus, welche Keimzelle in Wettingen sich in den nächsten Jahren wohl entfalten wird. Energie war jedenfalls, selbst über die Zoom-Kanäle, kraftvoll spürbar.
Insgesamt haben wir mit dem Zoom-Jahrestreffen erfahren, dass wir auch unter widrigen äusseren Umständen Gestaltungsmöglichkeiten haben und es sich lohnt, diese zu nutzen – sogar im Bereich von digitalen Kontemplationstagen und gemeinsamen virtuellen Sitzeinheiten. Für viele, die das Wochenende miterlebt haben, sicher ein Anstoss und eine Ermutigung, auch eigene Angebote in dieser Richtung weiterzuentwickeln.
Wie schön und wie bereichernd, Teil dieser lebendigen und inspirierenden Gemeinschaft zu sein!