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Halbzeit im vierten Ausbildungslehrgang – ein Zwischenbericht

Hella Sodies

Als Teilnehmerin komme ich gerne der Bitte nach, für diesen vierten Ausbildungslehrgang der via integralis einen persönlichen Zwischenbericht zu schreiben.

Ich beginne mit dem, was mich von Anfang an mit Freude erfüllt hat: die bunte Mischung der 21 Teilnehmenden. Und dieses Gefühl nimmt nicht allmählich ab durch Gewöhnung, es hat eher zugenommen im Verlauf der bisherigen Veranstaltungen. Die Vielfalt zeigt sich vor allem in den unterschiedlichen Vorerfahrungen und persönlichen Zugängen zur Kontemplation selber, die direkt ins Kursgeschehen einfließen:

Da sind die einen, die von der Praxis des Zen her kommen und nun durch die inspirierenden Vorträge die Schätze der christlichen Mystik und Theologie entdecken.

Andere, zu denen auch ich gehöre, sind als Übende der christlichen Kontemplation erst kürzlich oder schon vor längerer Zeit zur via integralis gestoßen. Auch wenn die meisten von uns mit den Zen-Ritualen durch die langjährige Teilnahme an via integralis-Wochen vertraut sind, wurden wir durch den Crashkurs Buddhismus und die Perspektive östlicher Spiritualität ziemlich herausgefordert, aber auch beschenkt.

Eine dritte Gruppe von Teilnehmenden sind jene, die über nicht-religiöse Achtsamkeitswege wie etwa das MBSR-Training zur via integralis gekommen sind.

Methodisch wird diese Vielfalt eingefangen durch das Element der sog. „Lernpartnerschaften“, wo wir unsere persönlichen Lernschritte in einer kleinen bleibenden Lerngruppe (mit)teilen und mit unseren eigenen Erfahrungen und denen der anderen konfrontieren. Die Unterschiedlichkeit wird durch die Kultur des persönlichen Sprechens zur gegenseitigen Ergänzung und zum Pool eines größeren Reichtums an Erfahrung. Für mich ist es eine wunderbare Erfahrung, durch diesen kontinuierlichen Austausch in meiner religiösen und spirituellen Sprachfähigkeit gefordert zu werden und darin zu wachsen.

Ich schätze die große Offenheit aller und das ehrliche Interesse aneinander außerordentlich. So ist in den bisher drei Kurswochenenden und der besonders wertvollen gemeinsamen Kontemplationswoche viel Nähe und Vertrautheit gewachsen. Das gilt nicht nur für die Kursgruppe untereinander sondern auch für den Ort, an dem wir uns regelmäßig treffen: der Propstei Wislikofen, die uns unterdessen schon zur einer Art „Heimat“ geworden ist.

Ohne Unterschiede zu verwischen löst es tiefe Freude aus, dass wir so viel Verbindendes unter uns und Gemeinsamkeiten in der spirituellen Erfahrung entdecken: sei es im Sitzen als solches, in der Reflexion von persönlichen Erfahrungen und in der Überzeugung, dass diese noch mehr für andere und die Welt fruchtbar gemacht werden müssen. Was können wir als Einzelne und als künftige Mitglieder der via integralis-Weggemeinschaft dazu beitragen?

So sind wir seit nunmehr eineinhalb Jahren als eine lernende und hörende Gemeinschaft unterwegs, in der wir unseren Kursprozess immer wieder auch reflektieren. Dazu tragen insbesondere das Ausbildungsteam mit Regula Tanner, Hildegard Schmittfull und Markus Heil bei, die den Lehrgang gestalten und dabei unsere persönlichen Wahrnehmungen und Inputs einfordern – und aufnehmen. Ihnen schon jetzt ein ganz herzliches Dankeschön für ihre Präsenz, ihre Achtsamkeit und ihren Mut, in dieser Offenheit mit uns unterwegs zu sein!

Im Juni erreichen wir die Halbzeit der Ausbildung. Die Vorfreude auf das nächste Treffen wird durch das Schreiben dieser Zeilen noch verstärkt.

Wir haben uns bisher schwerpunktmäßig mit der Entstehung der via integralis, ihren Ritualen, der Vielfalt der christlichen Mystik und der Geschichte des Zen-Buddhismus beschäftigt.

Vieles, worauf ich mich mindestens ebenso freue, steht noch aus: Die Integration beider Ströme in unseren persönlichen Weg, damit verbunden die Reflexion unserer spirituellen Entwicklung sowie die Auseinandersetzung mit der zukünftigen Rolle als Wegbegleitende von Menschen.

Im Blick auf den Abschluss im November 2019 verbinde ich damit die Hoffnung, dass das, was wir im Lehrgang erleben dürfen, und was sich positiv von manchen Alltagserfahrungen in und mit meiner (katholischen) Kirche abhebt – dass dies auch für die via integralis als Ganze gilt und Teil ihres Selbstverständnisses ist: das achtsame Aufeinander Hören, die Offenheit für unsere Verschiedenheiten und das Anliegen, sich berühren und bewegen lassen – hinein in die Welt, von der wir ein Teil sind.

Es bleibt ganz sicher intensiv und herausfordernd. Gut, dass erst Halbzeit ist!

Hella Sodies, Mai 2018

Kontakt über E-Mail: hella.sodies@zh.kath.ch

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