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Yamada Kõun Rõshi (1907-1989)

Yamada Kõun Rõshi war bis zu seinem Tod Hauptlehrer von Pia Gyger und Niklaus Brantschen SJ. Als Haupt der  Sanbo Kyodan Gruppe führte er das Erbe als Dharma-Nachfolger seines Lehrers, Yasutani Haku’un Ryoko weiter.

Zur Vitae von Yamada Kõun Rõshi (Zendo Stäfa)

Zur Vitae von Yamada Kõun Rõshi (Ruben L. F. Habito, Original in Englisch)

In Memoriam: Yamada Kõun Rõshi (1907-1989)

Nicht mehr Buddhist noch Christ.

Autor: Ruben L.F.Habito Quelle: Buddhist-Christian Studies, Vol. 10 (1990), pp. 231-237 Publiziert von: University of Hawai’i Press; Stable URL: http://www.jstor.org/stable/1390209 Zugriff am: 15/12/2019 Übersetzung ins Deutsche: Jürgen Lembke.

Yamada Kõun Rõshi (1907-1989)

 

1970 wurde Yamada Kõun Rõshi zum Kopf der Sanbõ Kyõdan Gruppe (Gemeinschaft der Drei Kostbarkeiten). Er folgte damit auf Yasutani Hakuun, der ihn bereits Jahre zuvor zum offiziellen Dharma-Nachfolger ernannt hatte. Zu dieser Zeit wurde die Zen Meditationshalle, die direkt an sein bescheidenes Heim angrenzte, welche San-Un Zendõ oder ‘Zen-Halle der drei Wolken’ genannt wurde, zu einem aktiven Zen-Zentrum, wo japanischstämmige und Nicht-Japaner sich trafen um Zazen zu üben (Sitzen in Zen Meditation), Teishõ zu hören (erbauende Vorträge des Zen-Meisters für die Übenden), und um zum Dokusan zu gehen (individuelle Begegnungen mit dem Meister).

Meine erste Begegnung mit Zen fand erst im Frühling 1971, im Engakuji, dem Rinzai Kloster statt, wo D.T. Suzuki geübt hatte. Mit dem San-Un Zendõ wurde ich durch Pater Thomas Hand SJ bekannt gemacht, meinem Spirituellen Begleiter an der Sprachschule der Jesuiten, an der ich wohnte und die Japanische Sprache und Kultur erlernte. Pater Hand sass selber regelmässig und war Schüler von Yamada Rõshi.

Diese Zen-Halle wurde zunehmend zu einem spirituellen Zentrum für Männer und Frauen mit unterschiedlicher Herkunft, Interessen und gar religiöser Zugehörigkeit. Zusammengehalten wurde diese Gemeinschaft durch die dynamische und gewinnende Persönlichkeit unseres Meisters, Yamada Kõun Rõshi und die Unterstützung seiner quicklebendigen und beflissenen Gattin, in der besonders die Nicht-Japanisch-Stämmigen, fern der Heimat, eine wahre Mutter fanden und welche wir alle zärtlich Okusama nannten (Japanisch für «Frau», wörtlich jedoch «die Ehrwürdige im innern des Hauses»).

Diese kleine Zen-Gemeinschaft, in einem kleinen Ecken der malerischen und historischen Stadt Kamakura gelegen, blühte weiter und ihr guter Name breitete sich langsam über Japan hinaus in alle Teile der Welt aus, um eine grosse Anzahl ernsthaft Suchender übers Meer anzulocken und die entweder für längere Zeit oder periodisch, speziell während der Sommer Monate blieben, um dem Rõshi nahe zu sein und so in der Lage waren, regelmässig an Sesshin oder Zen-Retreats, welche fünf bis sechsmal jährlich abgehalten wurden, teilzunehmen.

Die Wurzeln dieser Zen-Gemeinschaft lassen sich tatsächlich auf die Intitiative des Zen-Meisters Harada Sogaku (Dai-Un oder Grosse Wolke) zurückführen, der, obwohl Soto-Mönch, unzufrieden mit dem Zustand des Soto-Zen seiner Zeit war, zur Koan-Schulung mit Rinzai Meistern überging. Basierend auf seiner auf Erfahrung beruhenden Innensicht auf das Beste dieser beiden Zen-Schulen, stellte Harada Rõshi ein rigoroses Programm für seine Studenten zusammen, welches sechs bis sieben hundert Koan beinhaltete. Diese Schulungspraxis übertrug er auf seinen Dharma-Nachfolger, Yasutani Hakuun (White Cloud), der sie weiter verfeinerte und an Yamada Kõun (Wolken-Kultivator) weitergab.

Das Training beginnt mit einer intensiven einleitenden Phase, welche Suchende auf die authentische Vergegenwärtigung der eigenen wahren Natur hinführt (Kensho oder «die eigene Natur Schauen» genannt). Das besondere Charisma von Yamada Rõshi lag in seiner magnetischen Art, die Suchenden, speziell in den anfänglichen Phasen, auf die fundamentale und entscheidende Kensho Erfahrung hinzuführen. Darüber hinaus brachte er während der auf Kensho folgenden Schritte jedes Koan zur Geltung und bezeugte damit die Weite und Tiefe seiner Zen-Schau. Ich erinnere mich an Gelegenheiten, bei denen wir bestimmte Koan durchgingen und er sagte, «Harada Rõshi verstand es auf diese Art. Yasutani Rôshi verstand es so. Ich würde es auf diese Weise demonstrieren.», um so den Übenden neue Schätze zu erschliessen.

Der Einfluss, den Yamada Rõshi’s Zen-Leben und Lehren auf den Rest der Welt hat, macht sich langsam bemerkbar, da Studierende, welche er in den zwei Jahrzehnten seiner aktiven Leitung des San-Un Zendo, unterrichtete, nun selber die Aufgabe auf sich nehmen, eigene Zen-Gruppen in den verschiedenen Erdteilen zu leiten. Einige dieser neuen Gruppen sind an ihren Orten bereits gedeihende Zen-Gemeinschaften, so wie jene geleitet von Robert Aitken Rõshi in Hawaii, und verschiede Gruppen der europäischen Studierenden Yamada’s, beginnend mit Brigitte D’Ortschi Rõshi und anderen.

Nach seinem Hinschied am 13. September 1989 fand man in seinen Papieren ein Dokument mit Zen Namen, welche er seinen nicht-japanischen Studierenden gegeben hatte, welche die Koan-Schulung unter seiner Anleitung vollendet hatten. Das dritte Schriftzeichen in jedem der Namen ist entweder «Ken», mit der Bedeutung «Haus» bzw. «Linie» oder «An», mit der Bedeutung «Einsiedelei», wobei ersteres zur Bezeichnung der Männer, letzteres der Frauen verwendet wird. Die Liste führt auf:

U.S.A.

Aitken, Robert-Gyo-un Ken (Wolke der Dämmerung)

Habito, Ruben-Kei-un Ken (Wolke der Gnade)

CANADA

Stone, Roselyn; Sei-Un An (Klare Wolke)

INDIA

Samy, AMA; Gen-Un Ken (Dunkle Wolke)

PHILIPPINES

MacInnes, Elaine; Ko-Un An (Glänzende Wolke)

Golez, Mila; Gyoku-Un An (Juwelen Wolke)

Punzalan, Sonia; Shù-Ni An (Wesensschwester)

EUROPE

Brantschen, Niklaus; Go Un Ken (Wolke der Erleuchtung)

Fabian, Ludwigis; Ko Un An (Wolke des Wohlgeruchs)

Jager, Willigis; Ko Un Ken (Leere Wolke)

Kern, Heidi; Heki Un An (Blaue Wolke)

Kopp, Johannes; Hõ Un Ken (Dharma Wolke)

Lassalle, Hugo; Ai Un Ken (Wolke der Liebe)

Lengsfeld, Peter; Chõ Un Ken (Höchste Wolke)

Low, Victor; Yui Un Ken (Ewige Wolke)

Meyer, Gundula; Zui Un An (Wolke des Glücks)

D’Ortschy, Brigitte; Ko Un An (Glänzende Wolke)

Rieck, Joan; Jo Un An (Reine Wolke)

Schlütter, Ana Maria; Ki Un An (Strahlende Wolke)

JAPAN

Reiley, Kathleen; Sei Un An (Makellose Wolke)

Shepherd, Paul; Cho Un Ken (Klarsichtige Wolke)

Loy, David; Tetsu Un Ken (Weise Wolke)

 

Diese Liste ist nicht vollständig und enthält nicht die vielen japanischen Übenden, die das Koan Studium in den verschiedenen Schwester Zen-Gruppierungen in Kyushu, Osaka, Tokyo, Hokkaido und anderswo vollendeten. Viele der japanischen Studierenden, die abgeschlossen haben, dienen nun als Älteste in der Kamakura Zen-Gemeinschaft indem sie bei Einführungen und der Durchführung von Anlässen und Retreats helfen, an denen gesessen wird.

Unglücklicherweise war es Yamada Kõun Rõshi vor seinem Tod nicht möglich, eine Wahl hinsichtlich seiner Dharma-Nachfolge aus dem Kreis seiner Studierenden, welche er durch das lange rigorose Trainingsprogramm begleitet hatte, zu veröffentlichen. So ernannte der Vorstand der Sanbo-Kyodan, Kubota (Akira) Ji’Un Rõshi zum neuen Kopf der Gruppe. Auch er wurde unter Yasutani Rõshi geschult und half seit den späten 60er Jahren bei der Leitung des San-Un Zendo in Kamakura. Er wird von Yamada (Masamichi) Ryoun, Sohn des verstorbenen Yamada Rõshi unterstützt.

Auf fast zwei Jahrzehnte der Arbeit mit Yamada Kõun Rõshi zurückblickend, führe ich drei Punkte auf, welche als sein einzigartiger und deutlicher Beitrag als Zen-Meister bezeichnet werden können. Als ersten Punkt können wir die Laisierung des Zen nennen, also das Abbrechen der Mauern zwischen der monastischen und der von Laien befolgten Zen-Praxis. Im Unterschied zu seinen Vorgängern, Harada und Yasutani, war Yamada Rõshi selber weder ein Zen-Mönch noch ein Tempelpriester gewesen (obwohl gesagt wurde, dass er die Vorstufe einer buddhistischen Ordination erhalten habe). Er war in erster Linie ein sehr erfahrener Mann in weltlichen Angelegenheiten, in der Geschäftswelt, in rechtlichen Belangen, in der Krankenhaus-Führung und als Vater einer Familie mit erwachsenen Kindern.

Bis zu seiner Erkrankung war er Direktor der Kenbikyo-In, einer Klinik und mit einem Zweig für Öffentliche Gesundheit in Tokyo, deren Hauptaufgabe die Diagnostik von ambulanten Patienten beinhaltete, wobei Frau (Kazue) Yamada, die ärztliche Direktorin ist. Von seinem Wohnsitz in Kamakura pendelte er täglich zusammen mit tausenden japanischen Pendlern der Umgebung. Er war grosszügig mit seinen Bürozeiten, um einige seiner Studierenden sogar während normaler Wochenabenden zum Dokusan zu empfangen. (Zuvorderst unter diesen Dokusan-Klienten war für viele Jahre Pater Hugo Enomiya Lassalle SJ, der trotz seiner fast neunzig Jahre gewissenhaft weiter übte.)

Die Zen-Gemeinschaft, die unter seiner Anleitung wuchs und sich entwickelte, war in erster Linie eine Laien-Gemeinschaft, wenngleich einige buddhistische Mönche und Tempelpriester unter den Mitgliedern waren. Obwohl viele katholische Priester, Nonnen und protestantische Pastoren unter den Nicht-Japanern waren, herrschte ein durchdringender Geist der Laien-Praxis in seinem Zentrum. Diese Bedeutung kann nicht überschätzt werden. In der Geschichte des Buddhismus waren Laien immer als «Bürger zweiter Klasse» angesehen worden, während jene, welche dem weltlichen Leben entsagten und monastisch lebten, als jene gesehen wurden, die den direkten Pfad zum Ziel der Erleuchtung gehen. Zu einem grossen Teil ist es dieses monastische Kolorit, welches im Bild des Zen, an die westliche Welt vermittelt wird.

Yamada Rõshi’s ganzes Leben und Lehren als Zen Meister, wie auch dasjene der Zen-Gemeinschaft, welche durch sein Leben und Lehren genährt wurde, haben die Unterscheidungen zwischen monastisch und laizistisch oder mehr noch, zwischen religiös und säkular aufgelöst. In seinen Vorträgen bezog sich Yamada Rõshi häufig auf «Yuima-Koji», den «Laien Vimalakirti», den zentralen Charakter des Vimalakïrti-Nirdesa Sûtra, der als Laie die höchste Stufe buddhistischer Erleuchtung verkörpert und monastische Nachfolger gewinnt und unterrichtet. Yamada Rõshi betonte deutlich, dass die zentrale Funktion von Zen, das Überwinden solcher Unterscheidungen und die Verkörperung der höchsten Erleuchtung in den normalen Ereignissen des menschlichen Lebens sei.

Dies ist es auch, was hinter Yamada Rõshi’s häufiger Betonung lag, dass eine voll verwirklichte Zen-Persönlichkeit eine Person ist, die den letzten Rest von Selbstbewusstheit hinsichtlich der eigenen Erleuchtungserfahrung abgeworfen hat und so zu einem Leben in aller Einfachheit zurückkehrt – mit dem signifikanten Unterschied, dass das Ego sich nicht mehr zeigt, um sich den Aufgaben zu widersetzen. So beabsichtigte er, dass der lange und rigorose Prozess der Koan-Schulung, das Ego zu seiner ursprünglichen Nichtigkeit verkleinere.

Der zweite beachtenswerte Punkt in Yamada Rõshi’s Zen Leben und Lehren war seine Besorgnis hinsichtlich der sozialen Dimension menschlicher Existenz. Die entsprang seiner Ansicht nach aus der in Erleuchtung gegründeten Weisheit, die Natur der Dinge so zu sehen, wie diese wirklich sind, in ihrer Leerheit und wechselseitigen Verbundenheit (interconnectedness). Mitgefühl ist in der Einsicht gegründet, Eins zu sein mit allen lebenden Wesen, in all ihrer Freude und ihren Hoffnungen und ihren gesamten Sorgen und Schmerzen. In seinen Teisho, wie auch in den Editorials in Kyosho (Dawn Bell), dem zwei-monatlich erscheinenden Journal der Sanbo-Kyodan, diskutierte er nicht nur Zen Themen sondern nahm häufig Bezug zu politischen, ökonomischen und sozialen Anliegen, um damit seine Besorgnis hinsichtlich Armut und einem militarisierten Globus Ausdruck zu geben. Damit appellierte er an die Verantwortungsträger in der Welt, ihre Aufgaben in Sachen Frieden ernster zu nehmen. Manchmal sprach er von dem unmöglichen Traum, diese Anführer zu einem Zen-Gipfel zusammenzubringen um gemeinsam, gestützt auf einen Zen-Prozess der Selbstentleerung, die äusserst wichtigen Probleme, vor denen die Menschheit steht, anzugehen.

Bei all dem, wird der Einfluss von Yamada Rõshi’s Zen Leben auf die Welt, höchstwahrscheinlich an seinem dritten Beitrag, an die Welt-Kultur, gemessen. Er war fähig die traditionell konfessionsgebundenen Barrieren, welche Buddhisten und Christen trennten zu durchbrechen, indem er die Entstehung einer Zen-Gemeinschaft aus hingebungsvollen Buddhisten und gläubigen Christen ermutigte. In der Liste jener, die die Koan-Schulung abschlossen und die einen Zen-Namen erhielten, sind die Meisten christliche Priester oder Nonnen. Dies ruft nach einer Neuordnung unserer stereotypen Wahrnehmung von Zen, des Buddhismus und des Christentums.

Pater Willigis Jäger OSB (Ko Un Ken), der viele Jahre im Zen Training unter Yamada Rõshi in Kamakura verbrachte und nun Zen Gruppen in Deutschland führt, kommentierte 1987 an der internationalen buddhistisch – christlichen Konferenz in Berkeley, an der auch Yamada Rõshi als einer der Hauptreferenten gegenwärtig war: «Viele mögen darüber argumentieren ob ein Christ zulässig Zen praktizieren und dies gültig Lehren kann, oder nicht. Fakt ist, ich tue es.»

Ich erinnere mich daran, dass dies ein Streitpunkt war, als ich vor fast zwei Jahrzenten unter Yamada Rõshi erste Anleitung erhielt. Zu dieser Zeit übten mehrere katholische Schwestern und Priester eifrig das Sitzen im San Un Zendo, aber nicht eine passierte die initiale Barriere der Kensho Erfahrung. In den einführenden Gesprächen, die mich auf die Schülerschaft vorbereiteten (genannt: sosan no hanashi, oder ‘Gespräche die von allen gehört werden sollen’), schaute mich einer der Assistenten, der die Einführung gab, aus seinen Augenwinkeln an (zu dieser Zeit war ich ein Jesuitischer Seminarist, im Priesterstudium) und spielte darauf an, dass Christen «Gedo Zen» oder «Zen, ausserhalb des Weges» praktizieren. Damit war gemeint, dass sie dies nicht auf die richtige Weise praktizierten.

Diese Sicht äusserte auch Yasutani Rõshi, der die Christen oft für das Anhaften an ihrem Gotteskonzept, als einem Hindernis für das Erreichen der Erleuchtung, kritisierte. Er forderte eingehend von ihnen dieses Konzept aufzugeben, falls sie wirklich echtes Zen praktizieren wollten. Schülern, welche zu Yasutani Rõshi kamen, wurde empfohlen, dem Buddha Weg zu folgen und die Gelübde abzulegen, falls diese dem genuinen Pfad des Zen folgen wollten.

Yamada Rõshi hingegen empfing die Christen wie sie waren, ohne von ihnen zu verlangen, ihren religiösen Status zu ändern, doch auch er wies mit Nachdruck auf das Nicht-Anhaften an Ideen oder Konzepte hin und machte deutlich, dass Zen weder eine Philosophie noch eine Denkrichtung ist, sondern ein Weg der reinen Erfahrung unabhängig von mentalen Konzepten. Mit ordentlicher Anleitung könnte so, eine eifrig übende Person, zur reinen und genuinen Zen-Erfahrung geleitet werden, unabhängig davon ob diese Person nun erklärter Buddhist, Christ oder sonst etwas wäre. Er betonte, dass die Praxis des Zen einen Buddhisten zum kompletteren Buddhisten macht und unterstellte, dass ein Christ ein besserer Christ sein könne wenn dieser das Zen lebe.

Diese Versicherung und Ermutigung des Rõshi trug Frucht und eine nach dem anderen seiner christlichen Studierenden wurden in ihrer Kensho-Erfahrung bestätigt. Während dem Post-Kensho Koan-Training wurde keine Unterscheidung hinsichtlich der religiösen Zugehörigkeit der Übenden mehr gemacht. Yamada Rõshi bezeichnete diesen Teil der Praxis als Prozesses des Wegwaschens aller verbleibenden Ego-Anteile und dem Auspolieren jeglichen Glitzers und Glanzes, die aus der Erleuchtungserfahrung resultierten, um so den Übenden zu ermöglichen, mehr und mehr in der Gewöhnlichkeit des Lebens verwurzelt zu sein. In dieser Hinsicht gab es keinerlei Unterscheidung mehr zwischen Buddhist oder Christ, Mann oder Frau, Jung oder Alt, es gab einzig die blossen Tatsachen menschlicher Erfahrung, welche jedes Koan in einer sehr spezifischen und konkreten Art beleuchtete. In meinem persönlichen Fall wurde mit dem Eintritt in die Welt des Zen und nach der initialen Kensho-Erfahrung, ein neues Licht auf meine Lektüre christlicher Texte geworfen, was mir eine neue und lebendige Begegnung mit diesen Texten ermöglichte.

Während regulärer Sesshin im San Un Zendo waren mindestens ein Viertel der ungefähr fünfzig Teilnehmenden Christen. Wir durften in einem separaten Raum Eucharistie feiern, während die Buddhisten in der Haupthalle die morgendlichen Sutras rezitierten. In diesen intimen eucharistischen Feiern während Sesshin, wurde die Liturgie mit kosmischer und gleichzeitig sehr konkreten Ausdruckskraft belebt.

Persönlich legte ich Wert darauf, Yamada Rõshi in meinen Briefen und Unterhaltungen meine gewonnenen Ansichten hinsichtlich meines Verständnisses des Christlichen Mysteriums, im Lichte meiner Zen-Erfahrung mitzuteilen. Es war gleichermassen eine Freude, dass auch er selbst nach und nach verständnisvoller gegenüber jenen Dimensionen der christlich religiösen Tradition wurde, die in irgendeiner Weise in den Themen des Zen wiederhallten. Einige dieser Themen nahm er in seinen eigenen Teisho hin und wieder auf.

In Yamada Rõshi’s Zen Leben und Lehren ging es kurz gesagt darum, das Schlüsselprinzip des Zen, des «Kein Abstützen auf Worte oder Konzepte», zu voller Entfaltung zu bringen, was heisst, dem Ruf nach einer konstanten Rückkehr zur fundamentalen Zen-Erfahrung, der Erfahrung der Welt der Leere zu folgen («karappo no sekai» wie er häufig auf Japanisch wiederholte, sogar als er in den Monaten vor seinem Hinscheiden im Krankenbett lag). In dieser Welt der Leere gibt es keinen Buddhisten oder Christen mehr; jedoch einfach, «Hast du gegessen?» «Ja, mein Herr.» «Dann wasch deine Schalen!»

Ruben L. F. Habito, Perkins School of Theology, Southern Methodist University

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